Als Abschluss für heute Türchen 2 aus dem Singlemalt Adventskalender
Singlemalt Adventskalender - Türchen 2
Einleitung
In einem tiefen Hennarot liegt dieses Sample im Glas, als hätte es den Abend schon lange vor mir erwartet. Es ist spät, ich bin müde, doch dieser Whisky wirkt wie ein letztes verborgenes Kapitel des Tages – vielleicht das interessanteste. Die Farbe kündigt bereits an, dass hier ein Fass seine Handschrift hinterlassen hat, ein Fass mit Geschichte, Wärme und Tiefe. Zeit, sich hineinfallen zu lassen.
Geruch – 88 Punkte
Die Nase tritt sofort präsent hervor, ohne Zögern, ohne Zurückhaltung. Ein feiner Schleier Rauch steigt auf, leicht und doch bestimmt, gefolgt von einem maritimen Hauch, salzig wie die Erinnerung an Wind, der über nasse Klippen streicht.
Hinter diesem ersten Impuls liegen nussige Holznoten, warm und dunkel, durchzogen von einem würzigen Umamischimmer, der Tiefe und Körper verleiht. Allmählich treten Röstaromen hervor, als würden noch glimmende Holzstücke ein letztes Flackern spenden. Alles zusammen wirkt dicht, klar und erstaunlich voll, ein Duft, der erzählt, ohne zu überladen.
Geschmack – 86 Punkte
Am Gaumen bestätigt sich der würzige, vollmundige Eindruck, doch die Textur überrascht mit einer unerwarteten Wässrigkeit, als wolle der Whisky seine Kraft über Aromen statt über Körper ausdrücken.
Eine nussige, trockene Holznote, die an den Kern eines Pfirsichs erinnert, tritt hervor, begleitet von salzigen, maritimen Nuancen und einem erdigen Umami-Fundament.
Der Rauch, zunächst nur ein Hauch in der Nase, zeigt sich nun deutlicher – aschig, trocken, wie die Wärme eines Feuers, das nicht mehr brennt, sondern nur noch glimmt. Der Alkohol fügt sich ruhig ein und wirkt auf mich wie etwa 46%, präsent, aber gezügelt.
Abgang – 86 Punkte
Der Abgang ist lang, trocken wie ein Windstoß, der den Gaumen ausräumt und eine feine Adstringenz hinterlässt. Umami und maritime Noten bleiben standhaft, als wollten sie sich nicht verabschieden. Erst ganz zum Schluss gleitet der Whisky in eine bittere Holznote, dunkel und bestimmt, der letzte Schatten eines Drams, der lang nachhallt.
Gesamteindruck – 87 Punkte
Ein Whisky, dessen Kraft weniger aus seiner Textur kommt als aus seiner Aromendichte. Die Balance aus Rauch, Salz, Umami und dunkler Fasstiefe wirkt vertraut und dennoch eigenständig. Trotz der leichten Wässrigkeit zeigt der Dram Haltung und Ausdruckskraft, und die lange Entwicklung im Abgang wirkt nach. Insgesamt lande ich bei 87 Punkten und sehe hier einen Whisky, der vor allem durch sein Fass und seinen Küstencharakter lebt.
Blind Guessing
Destillerie: Highland Park
Alter: 13 Jahre
Alkoholgehalt: 48%